Den Plan vereiteln

„Tun Sie´s nicht!“

Die Stimme des Mannes schallte die Mauern des Kirchturms hoch.

„Tun Sie´s nicht!“

„Sie können mich nicht umstimmen!“, rief der Priester, der sich auf den Sims der kleinen Öffnung hoch oben auf dem Turm gestellt hatte.

„Herr Pfarrer…das bringt doch nichts. Überlegen Sie doch mal…“

Der Mann, der unten stand, war der Bürgermeister der kleinen Ortschaft. Und er konnte es nicht mitansehen, wie sich der Pfarrer seiner Gemeinde oben am Fenstersims quälte.

Niemals hätte jemand damit gerechnet. Sicher, es gab Anzeichen. Andeutungen hier und dort, die vielleicht darauf schließen hatten lassen können, dass der Pfarrer zu solch drastischen Maßnahmen greifen würde. Aber im Ernst hätte ihm das niemals jemand zugetraut. Und jetzt stand er tatsächlich da oben. Er stand oben, bereit es durchzuziehen. Bereit, den letzten Schritt zu tun.

„Ich bitte Sie, Pfarrer. Ich bitte Sie! Tun sie´s nicht. Bei allem, was Ihnen heilig ist. Wegen dem bisschen Alkohol…es gäbe da so Gruppen für Sie, wo man sich trifft…“

„Es muss sein, Bürgermeister. Es gibt hier nichts mehr zu retten…“

War es jetzt so weit? Würde der Pfarrer das schlimmste, das sich die Gemeinde vorstellen konnte, wahrmachen? Das durfte es nicht sein. Doch was könnte er schon ausrichten? Ein kleiner Bürgermeister gegen die Allmacht Gottes.

Und jetzt machte der Pfarrer ernst. Das war nur allzu deutlich. Der Bürgermeister wagte nicht, es mitanzusehen. Es war schlimm, ein Anblick, den man sich gern ersparen würde.

„Nicht, Herr Pfarrer! Nicht!“ Es war das letzte Aufbäumen von hilfloser Verzweiflung, die den Bürgermeister seine Rufe nach oben brüllen ließ. Doch es half nichts.

Der Pfarrer hatte den Messwein schon in die Tiefe geschüttet…

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